Literatur-Förderpreis der Stadt Mainz für junge Autorinnen und Autoren
Über den Preis
Das Kulturamt der Landeshauptstadt Mainz schreibt regelmäßig den „Literatur-Förderpreis für junge Autorinnen und Autoren“ aus. Die mit insgesamt 2.500 Euro dotierte Auszeichnung ist an keine bestimmte literarische Gattung und kein bestimmtes Thema gebunden.
Bewerben können sich Autorinnen und Autoren, die
- das 35. Lebensjahr nicht vollendet haben
- einen Lebensbezug zu Mainz nachweisen können. Dieser liegt vor, wenn man in Mainz geboren ist oder dort seit drei Jahren lebt oder an einer Mainzer Hochschule studiert oder studiert hat.
Jury und Publikum entscheiden
Über den Autor und sein Werk
Roman Paul Widera wurde 1993 in Duisburg geboren. Er hat Kunstgeschichte und Filmwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und war Mitglied der Filmklasse an der Kunsthochschule Mainz. 2019 veröffentlichte er sein Debüt „Dammbruch“ bei der Parasitenpresse Köln, 2022 folgte „an den Rändern“ im Einraumhaus Verlag Mannheim. Außerdem hat er in diversen Zeitschriften, Magazinen und Anthologien veröffentlicht.
Roman Paul Widera las aus seinem Text „Die Kaulquappen“, einer Geschichte, die das Auffinden von Kaulquappen im eigentlich leeren Schwimmbecken seines verlassenen Hauses beschreibt. Der Protagonist Alain besuchte ein letztes Mal das verkaufte Familienferienhaus in Les Issambres in der Nähe von St. Tropez, „um sicherzugehen, dass keine Wertsachen mehr im Haus liegen, dass die Schränke wirklich leer sind und um das à vendre Schild in der Einfahrt wegzunehmen. Bald wird die Maklerin kommen und die Schlüssel übernehmen.“ Er hängt in Gedanken seinen dortigen Kindheitserinnerungen nach, denn das Haus ist seit einem Jahrzehnt als Ferienwohnung vermietet. „Denn hier ist nichts mehr von ihnen.“ Alain beschreibt die Lage des Hauses in der Landschaft der Cote d Àzur, den Verfall von Haus und Garten: „Die Liegestühle sind ohne Bezüge und liegen nackt und eingeklappt da und dem Schwimmbecken hat man das Wasser abgepumpt, seine Wände sind mit winzigen azurblauen Kacheln ausgelegt, denen die Farbe ausgeht und von denen ein paar abgefallen sind wie verstorbene Zähne.“ In einer Pfütze des abgelassenen Schwimmbeckens nimmt er eine Bewegung war, ein Zittern. Es sind unzählige Kaulquappen. „Wie kamen die da hin?“ Der kindliche Alain musste davon „ausgehen, dass es keine Erklärung für die Herkunft dieser Wesen gab, dass sie unsagbar mächtige Kreaturen sein mussten, weil sie sich selbst erschaffen hatten, weil sie einfach entstanden waren in dieser Pfütze aus Blättern und Wasser und Schmutz, selbst noch so jung.“ Das Geheimnis der Herkunft ließ der vorgetragene Romanauszug noch offen.
Nachlese: Elena Fischer war Preisträgerin 2021
Über die Autorin und ihr Werk
Preisträgerin 2019: Emily Grunert
Am Dienstag, 5. November 2019 vergab die Landeshauptstadt Mainz zum 17. Mal den „Literatur-Förderpreis für junge Autorinnen und Autoren“. Der Literaturförderpreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird für eine besondere literarische Leistung junger Autorinnen und Autoren vergeben, die nicht älter als 34 Jahre sein dürfen und einen Lebensbezug zu Mainz haben müssen. In einer spannenden Lesung in den Mainzer Kammerspielen stellten die drei in die Endauswahl gelangten Kandidatinnen Emily Grunert, Manon Hopf und Aline Wollmer ihre Wettbewerbstexte dem Publikum und der Jury vor.
Emily Grunert setzte sich mit ihrem Text „Odra_Oder“ gegen die Texte von Manon Hopf „Hände im Garten“ und Aline Wollmer „Verblümt“ durch.
Emily Grunert wurde 1992 in Mainz geboren und studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim sowie Angewandte Literaturwissenschaft an der FU Berlin. 2015 nahm sie an der Literaturwerkstatt der Jürgen-Ponto-Werkstatt teil, 2016 war sie parallel zu ihrem Studium an der Organisation des Festivals Neue Literatur des Goethe-Instituts New York beteiligt. Seit Oktober 2018 ist sie Programmleiterin am Literaturhaus Rostock.
Emily Grunert las aus ihrem Text „Odra_Oder“, einer Erzählung, die den Leser mitten in das Geschehen einer Überflutung an der Oder wirft: Die Grenzen nach Deutschland geschlossen. Absperrungen auf allen Brücken und Autostraßen, Wachtposten, Sandsäcke, Soldaten, Hubschrauber. Dazwischen verzweifelte Menschen in Notunterkünften, im Ausnahmezustand. Überall Wasser. Eine beklemmende Situation aus untergehenden Dörfern, aus untergehenden Erinnerungen und Hoffnungen der Menschen. Wird Hilfe kommen? Werden die Menschen, wird das Leben, das sie früher gelebt haben, gerettet werden? Die Szene bleibt beklemmend, schwebend und im Ungewissen: „Am frühen Abend erwarten sie die nächste Flut. Dann wieder Rauschen.“
Die Jury setzte sich zusammen aus Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz, dem Literaturwissenschaftler Dr. Thomas Schröder, Dr. Sigrid Fahrer vom LiteraturBüro Mainz e.V., und Eva Menasse, der amtierenden Mainzer Stadtschreiberin des Jahres 2019.
Während sich Kulturdezernentin Marianne Grosse und Eva Menasse für den Text von Emily Grunert entschieden, gaben Dr. Thomas Schröder und Dr. Sigrid Fahrer ihre Stimme Manon Hopf. Stimmen aus dem Publikum, die sich ebenfalls für Emily Grunert entschieden hatten, gaben letztlich den Ausschlag, so dass Emily Grunert glückliche Trägerin des Literaturförder-Preises für junge Autorinnen und Autoren des Jahres 2019 ist.
Emily Grunert ist die 17. Trägerin des Literatur-Förderpreises für junge Autorinnen und Autoren und folgt damit ihren Vorgängerinnen/Vorgängern Leonie Höckbert (2017), Matthias Boosch (2015) und Andelka Križanović (2013).
Liste bisheriger Preisträger
1987 Monika Preiß
1988 Daniel Gutmann
1991 Mark Piella
1993 Marcus Braun
1995 Anke Vemeke
1997 Tobias Rausch
1999 Ralf Schwob
2001 Sarah Alina Grosz
2003 Moritz Heger
2005 Nora Liebmann
2007 Clara Henriette Herborn
2009 Sebastian Spengler
2011 Christina Stein
2013 Andelka Križanović
2015 Matthias Boosch
2017 Leonie Höckbert
2019 Emily Grunert
2021 Elena Fischer
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