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Umweltladen Mainz
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Sind vernetzte Geräte nachhaltig?

Umwelttipp des Mainzer Umweltladens im April 2024

Ob Saugroboter oder per App steuerbare Heizungsthermostate: Mit dem Internet verbundene Geräte bieten komfortable Nutzerfunktionen direkt über das eigene Smartphone an. Das verkürzt aber in der Regel ihre Lebensdauer, wenn beispielsweise die Android-Version des Smartphones nicht mehr zu den Anforderungen eines Geräte-Updates passt. Wir haben die wichtigsten Tipps zu Kauf und Nutzung zusammengestellt, um unnötigen Elektroschrott und Kosten zu vermeiden. 

Smart Home Produkte halten vermehrt Einzug in unser Wohnumfeld, mehr als 25 Prozent der Haushalte verfügen zum Beispiel bereits über smarte Heizungsthermostate. Einen Saugroboter nutzten in 2021 bereits 14 Prozent der Haushalte. Die vernetzten und smarten Produkte bieten vor allem komfortable Nutzerfunktionen, sollen aber auch beim Energiesparen helfen. Die meisten Geräte werden per App gesteuert, sie benötigen einen permanenten Zugang zum Internet, regelmäßige Software-Updates und verfügen oft über einen Cloud-Speicher, damit Nutzungsprofile hinterlegt werden können.

Wenn aber keine Updates für die Steuerungssoftware mehr zur Verfügung gestellt werden oder das Betriebssystem des Smartphones nicht mehr kompatibel ist, dann sind die smarten Geräte nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt nutzbar. Das führt laut Umweltbundesamt dazu, dass viele smarte Geräte eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer haben. Mit allen negativen Folgen für die Umwelt, wie zum Beispiel erhöhten Ressourcenverbrauch. Daher lohnt es sich, vor dem Kauf von smarten Produkten einige Punkte zu beachten.

Technische Voraussetzung

Der Markt an smarten Produkten ist mittlerweile groß und vielfältig. Gerade Angaben zum Energieverbrauch der Geräte im Betrieb sowie im Standby-Zustand sind schwierig zu recherchieren. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Daten. Vor dem Kauf sollten folgende Voraussetzungen geklärt sein:

  • Passt das Betriebssystem meines Smartphones zu den Anforderungen der Steuerungs-App des Gerätes?
  • Benötigt das Produkt eine dauerhafte Verbindung mit dem Internet? Für SIM-Karten oder Abos fallen dann in der Regel laufende Kosten an.
  • Kann das Gerät auch ohne ein Benutzerkonto auf einer Cloud-Plattform oder einem Abo-Vertag mit dem Hersteller genutzt und gesteuert werden?
  • Reicht die vorhandene Internetverbindung vor Ort aus, um das Gerät wie gewünscht zu betreiben?

Ärgerlich ist es auch, wenn nach kurzer Nutzungsdauer des Gerätes der Cloud-Service eingestellt wird oder der Hersteller keine Sicherheitsupdates mehr anbietet. Auch diese Punkte sollten vor dem Erwerb des smarten Gerätes geprüft werden. Als Orientierung für den Mindestzeitraum kann, laut Umweltbundesamt, die Lebenszeit des Produktes dienen. Bei einer Heizungssteuerung sollten es beispielsweise mindestens zehn Jahre sein.

Die Software beeinflusst entscheidend die Lebensdauer der smarten Produkte. Wenn Software dafür sorgt, dass eigentlich technisch intakte Produkte nicht mehr nutzbar sind, spricht die Wissenschaft von Software-Obsoleszenz. Das Risiko erschließt sich oft nicht auf den ersten Blick. Für alle, die es genauer wissen möchten, haben wir in der untenstehenden Linkliste den Artikel „13 Schritte gegen Software-Obsoleszenz“ des Umweltbundeamtes verknüpft.

Energiesparen mit Smarten Geräten?

Gerade beim Thema Heizen und Wohnkomfort wird damit geworben, dass Energie eingespart werden kann. Spätestens nach der Energiekrise in 2022 und mit dem Hintergrund der stetig steigenden Energiekosten, scheint der Einsatz smarter Heizungstechnik eine gute Idee zu sein. Bereits in 2019 hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit „Energieverbrauch und Einsparpotenzial der intelligenten Geräte“ befasst.  In dieser Studie wurde lediglich der reine Energieverbrauch der Geräte vor Ort berücksichtigt. Welche Energie zum Beispiel die Bereitstellung der Cloud-Server benötigt, war nicht Gegenstand der Studie.

In der Studie wurden so vorgegangen, dass unterschiedlich mit Smart Home-Anwendungen ausgestattete Modellhaushalte mit einem entsprechenden Haushalt verglichen wurden, der nicht über Smart Home-Anwendungen verfügt (Referenzhaushalt). Dabei wurden drei Szenarien berücksichtigt. Szenario 1 umfasst smarte Anwendungen zum Energiesparen, wie zum Beispiel Heizkörperthermostate, Tür-/Fensterkontakte oder Lampen mit Sensorsteuerung. In Szenario 2 wurden Anwendungen für mehr Sicherheit, zum Beispiel Kameras und Rauchmelder, ergänzt. Das Szenario 3 nutzt zudem komfortsteigernde Anwendungen, zum Beispiel Lautsprecher, Saugroboter und Gartenbewässerung. In allen drei Szenarien wurden jeweils eine Wohnung und ein Haus verglichen.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass mit den smarten Anwendungen zu Energie eine Einsparung von Heizenergie zwischen neun Prozent (Wohnung) und 14 Prozent (Haus) erreicht werden kann. In den Szenarien 2 und 3 kommen keine weiteren Energieeinsparungen hinzu. Demgegenüber erfolgt in allen Szenarien eine Erhöhung des Stromverbrauchs gegenüber dem Referenzhaushalt. Im Szenario 1 ist diese mit jeweils 3 Prozent relativ gering, steigt aber für Szenario 2 auf 6 Prozent (Wohnung) beziehungsweise 12 Prozent (Haus) an. In Szenario 3 liegt der Stromverbrauch dann sogar um 11 Prozent (Wohnung) beziehungsweise 19 Prozent (Haus) höher als beim jeweiligen Referenzhaushalt ohne smarte Anwendungen. Die Studie wurde mit baugleichen Modellgeräten durchgeführt, damit die Werte vergleichbar sind. Die komplette Studie der Verbraucherzentrale finden Sie in der Linkliste.

Bei Geräten unterschiedlicher Hersteller kann zudem der individuelle Stromverbrauch deutlich divergieren. Im Januar 2024 hat Stiftung Warentest einen Saugroboter-Test veröffentlicht. Hier wurde auch der Jahresstromverbrauch errechnet, dieser variierte zwischen 12 und 119 Kilowattstunde, je nach Hersteller. Daher sollte der Stromverbrauch möglichst auch die die Kaufentscheidung mit einbezogen werden.

Kleiner Exkurs zum Rebound-Effekt

Im Zusammenhang mit dem Thema Energieeinsparung bei smarten, vernetzten Geräten wird immer wieder auf die Gefahr eines Rebound-Effektes hingewiesen. Dieser entsteht, wenn durch eine Steigerung der Effizienz eines Produktes eine Nutzungsänderung entsteht, die zu einem gleichwertigen oder vermehrten Einsatz von Ressourcen führt.

Ein Beispiel: Herr W. hat sein Zuhause energieeffizient gemacht und dazu smarte Heizungsthermostate sowie Rollladen- und Lichtsteuerungen installiert. Jetzt kann er über sein Smartphone einen Beleuchtungs- und Heizplan für die Räume einstellen und die Rollläden auch von unterwegs betätigen. Dadurch werden aber dann auch Räume automatisch aufgeheizt, die vielleicht gerade nicht genutzt werden und der Rollladen wird betätigt, wenn der Hausbewohner abwesend ist. Mit allen diesen Aktionen geht auch immer ein Energieverbrauch einher. Außerdem kommunizieren die smarten Produkte permanent mit der Steuerung, benötigen Strom für den Standby-Modus und auch die Internetverbindung sowie die Server für den Cloud-Service benötigen Energie. Auf diese Weise kommt dann ein höherer Stromverbrauch zustande, als bei einer Nutzung der Hausperipherie ohne die smarten Anwendungen.

Überlegungen vor dem Kauf

Das Umweltbundesamt hat ein paar Hinweise zusammengestellt, die Ihnen die Kaufentscheidung bei smarten Geräten erleichtern sollen:

  • Bevorzugen Sie Produkte, die ihren Zweck auch ohne Anbindung an das Internet erfüllen können.
  • Prüfen Sie vor dem Kauf, welche zusätzlichen Voraussetzungen für Soft- und Hardware das vernetzte Produkt braucht.
  • Achten Sie darauf, dass der Hersteller Sicherheits-Updates, Software-Support und Cloud-Dienste für viele Jahre garantiert.
  • Achten Sie darauf, dass Sie selbst Daten löschen können.
  • Überdenken Sie Ihr Nutzungsverhalten, um einen Rebound-Effekt zu vermeiden.

Umwelttipp April 2024